Die Kapitulation am 4.5.1945

4. Mai 1945 - Kapitulation auf dem Timeloberg bei Lüneburg

Auf dem Timeloberg bei Lüneburg wurde das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa eingeleitet.
Die Teilkapitulation am 4. Mai 1945 auf der Anhöhe in der Nähe von Wendisch Evern bedeutete das faktische Ende aller Kampfhandlungen
in Norddeutschland, Dänemark, Norwegen und den nördlichen Niederlanden, dem weitaus größten Teil jenes Territoriums,
das zu diesem Zeitpunkt noch von deutschen Truppen gehalten wurde.
Die Teilkapitulation auf dem Timeloberg kann daher als Einleitung der deutschen Gesamtkapitulation vom 8. Mai 1945 angesehen werden.


Der erste Schritt in diese Richtung war mit der Teilkapitulation der deutschen Streitkräfte in Italien erfolgt, die am 2.Mai 1945 in Kraft trat.
Als nächstes beauftragte Dönitz seinen engen Vertrauten und Nachfolger im Amt des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine,
Generaladmiral Hans Georg von Friedeburg, Verhandlungen mit den Briten in Norddeutschland aufzunehmen.

Am 3.Mai um 8.00 Uhr morgens passierte von Friedeburg mit seinen Begleitern, dem Genaral Kinzel,
Konteradmiral Wagner und Major Friedel die britischen Linien bei Hamburg.
Sie erreichten am späten Vormittag das Quartier des Befehlshabers der 2. britischen Armee, General Dempsey, in Häcklingen bei Lüneburg.
General Dempsey hatte dort sein Quartier im Möllering-Haus, der Villa des Direktors der Lüneburger Kronen-Brauerei, eingerichtet.

Die deutsche Delegation beim Betreten des Möllering-Hauses

Die Möllering-Villa 2019

Vom Möllering-Haus aus wurde die deutsche Delegation zum britischen Hauptquartier weitergeleitet,
das der Oberbefehlshaber der britischen Armee in Deutschland, Feldmarschall Bernhard Law Montgomery,
seit dem 1. Mai auf dem Timeloberg bei Wendisch Evern eingerichtet hatte.
Um 11.30 Uhr trafen die deutschen Unterhändler dort ein.

Montgomery lässt die deutsche Delegation unter dem Union Jack antreten und erkundigt sich mit Hilfe eines Dolmetschers nach ihrem Anliegen.
Generaladmiral von Friedeburg verlas einen Brief vom Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel,
in dem dieser die begrenzte Kapitulation von drei deutschen Armeen zwischen Berlin und Rostock anbot.
Montgomery lehnte das Angebot ab und forderte die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Streitkräfte
in Nordwestdeutschland, Holland, Dänemark und Schleswig-Holstein.
Dies lehnten die Deutschen zunächst ab.
Montgomery räumte den Deutschen eine Bedenkzeit ein.
In einem Militärzelt verdeutlichte er ihnen die tatsächliche militärische Lage.
Von Friedeburg und seine Begleiter zeigten sich überrascht:
Die Aussichtslosigkeit der Lage für die deutschen Truppen war ihnen offenbar bis dahin noch nicht bewusst geworden.
Montgomery forderte die deutschen Offiziere auf, seine Forderungen bedingungslos zu akzeptieren,
ansonsten würden die Kampfhandlungen fortgesetzt.
Von Friedeburg besaß jedoch keine Vollmacht, eine so weitgehende Kapitulation zu unterzeichnen.
Er wollte erst nach Flensburg zurück fahren, um sich das Einverständnis der Regierung Dönitz einzuholen.
Am Nachmittag des 3.5.1945 verlassen von Friedeburg und seine Begleiter das britische Hauptquartier in Richtung Flensburg.

Am Nachmittag des 4.Mai 1945 passieren von Friedeburg und seine Begleiter abermals die britischen Stellungen bei Quickborn
und treffen gegen 18.00 Uhr auf dem Timeloberg ein.

Montgomery schilderte diese Szene später wie folgt:

Vor den Augen der Soldaten, Kriegsberichterstatter und Fotografen, denen man die freudige Erwartung ansah,
gingen die Mitglieder der deutschen Delegation hinüber zu dem Zelt;
sie waren sich klar darüber, dass dies das Ende des Krieges war..."

Um 18.30 Uhr ist die Kapitulation unterschrieben.


Das folgende Video zeigt die Verkündigung der Kapitulation auf dem Marktplatz Lüneburg.
Montgomery taufte den Hügel bei Wendisch-Evern in seinen "Victory Hill" um.
Zum Andenken an die Kapitulation ließ er sogleich eine Gedenktafel aufstellen.
Die Inschrift lautete:
"Hier ergab sich am 4. Mai 1945 bedingungslos eine Abordnung des Oberkommandos der deuschen Wehrmacht
dem Feldmarschall Montgomery
mit sämtlichen Land-, See- und Luftstreitkräften in Nordwestdeutschland, Dänemark und Holland."

Die  Gedenktafel wurde später durch einen großen weißen Stein mit bronzener Platte ersetzt.
Nach einem Besuch 1958 veranlasste Montgomery, den Stein in das Military College in Sandhurst, wo er seine Laufbahn begann, zu versetzten.
Dort steht er heute noch.

Der Originalschauplatz liegt auf dem nicht öffentlich zugänglichen Truppenübungsplatz und ist heute kaum noch zu erkennen.
Lediglich die alten Betonfundamente von Denkmal und Wachhäuschen mitten im Wald markieren die Stelle.

Am 4. Mai 1995, fünfzig Jahre nach dem geschichtsträchtigen Ereignis, wurde am Rande des Hügels,
außerhalb des Übungsplatzes, ein Gedenkstein aufgestellt.
Er erinnert an einen sinnlosen Krieg, der Millionen unschuldige Menschen das Leben kostete.
Der Gedenkstein liegt zwischen Deutsch und Wendisch Evern und ist vom Parkplatz an der K37 gut zu erreichen.
 
Quellen:
Mit freundlicher Genehmigung des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. - Arbeit für den Frieden.
Link zum Original PDF der Ausstellung " Die Kapitulation auf dem Timeloberg"
Lüneburg '45 - Der Krieg geht zu Ende!, Hilke und Christian Lamschus, Lüneburg 1995
 Lüneburg 45, Helmut C.Pless, Landeszeitung Lüneburg, 1982
 Berichte des Oberkommandos der Wehrmacht vom 4.5.1945 und 5.5.1945
 versch. Zeitungsartikel, vor allem der Landeszeitung Lüneburg
Fotos aus dem Imperial War Museum Photograph Archive, London



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